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Mit dem Rücken an der Wand

Spieler Philip Uz erlitt beim Fußballspiel einen Tinitus im Ohr und klagte deshalb Schiedsrichter Pierre Hackler an. Nun liegt uns das Gerichtsprotokoll vor.

Zu Recht?

Beim damaligen Strafprozess im Jahr 2020 wurde das Verfahren gegen Auflage von 80 Sozialstunden eingestellt, die er bei seinem Verein ableistete. Beim zivilrechtlichen Prozess im April 2022 kam es zu einem Vergleich, bei dem Hackler der Zahlung von 5.000 Euro zugestimmt hat, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht. Zahlt er jeden Monat 100 Euro, werden ihm nach 25 Raten die restlichen 2500 Euro erlassen. Kommt er zwei mal in Verzug wird der Gesamtbetrag von 5000 Euro sofort fällig. Statt der Sache mal von den Verbänden bzw. dem DFB nachzugehen, steht der Spieler mit dem Rücken zur Wand, wird überall angeprangert, erhält böse Nachrichten. Wobei er es doch ist, der einen bleibenden Schaden hat.

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Nach langer Überlegung ist der Spieler zum Entschluss gekommen, IG Schiedsrichter das Gerichtsprotokoll der öffentlichen Sitzung des Strafprozesses vom 24. Juni 2020 zur Verfügung zu stellen um Klarheit zu verschaffen. Diesem ist eindeutig zu entnehmen, dass Philip aus 30 cm ins Ohr gepfiffen wurde. Der Schiedsrichter ist laut eigener Aussage auf die diskutierenden Spieler zugelaufen und hat aus einer Entfernung von 30 cm gepfiffen! (Siehe Protokoll) Philip Uz – Sitzungsprotokoll_24.06.2020. Das war dann mindestens fahrlässig und deshalb wurde der Strafprozess unter Auflage eingestellt. Im Zivilprozess stimmte Hackler dem Vergleich zu. Es wird sicherlich noch andere Schiedsrichter geben, die wie Hackler wegen eines Pfiffs aus nächster Nähe in diese Verfahrensproblematik kommen werden. Der Skandal ist, dass wir Idi… ähm Schiedsrichter nicht gewarnt werden und es keinerlei Infos von den Verbänden gibt (Bsp. Rechtsschutzversicherung, Warnung SR-Pfeife…).

Wir haben uns zudem mal den Beipackzettel der gängigen Schiedsrichterpfeife „Fox 40“ angesehen. Da steht ein ganz klarer Warnhinweis auf dem Beipackzettel der Pfeife.

Beipackzettel der  Pfeife.


Wer schaut sich den Beipackzettel schon an?

Wir bedauern es sehr, dass dem Spieler Philip Uz ein bleibender Schaden aus dem Pfiff eines Schiedsrichter entstanden ist. Entschuldigen uns im Namen aller Kollegen (hoffe wir dürfen dies), die ihn nieder gemacht haben.

Wir brechen allerdings eine Lanze für den Spieler Philip Uz und auch Ex-Schiedsrichter Pierre Hackler. Waren diese doch beide offenbar in Unkenntnis, was eine Pfeife eines Schiedsrichter gesundheitlich anrichten kann.

Wofür wir jedoch kein Verständnis aufbringen ist für den Hessischen Fussball-Verband, sowie für den Deutschen Fußball-Bund, der garantiert zu dem Vorfall informiert wurde. Warum werden die DFB-Schiedsrichter nicht gewarnt und geschult, dass eine SR-Pfeife gesundheitsgefährdend sein kann?

Wo bleibt der Warnhinweis der Verbände bzw. DFB für das Verhalten bei Spielertrauben im Umgang mit der Pfeife?Das wurde ja schon beim Thema Gewalt deutlich, dass der Schiedsrichter Abstand halten soll. Kein Deeskalationstraining für Schiedsrichter, kein Warnhinweis zur Fox 40 oder anderen Schiedsrichter Pfeifen.

Die Schiedsrichter ins Messer laufen lassen mit Des- oder Nichtinformation. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Ist der DFB der Arbeit-/Auftraggeber der Schiedsrichter? Dann hat der Arbeitgeber keine Unfallverhütungsbelehrung durchgeführt. Ist womöglich verantwortlich zu machen für den zweiten Fall – zu lauter Pfiff – im Fussball-Verband Rheinland. Den Fall bei Rheinland möchten wir mal beobachten.

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https://ig-schiedsrichter.de/ein-pfiff-mit-folgen-polizei-ermittelt-gegen-fussball-schiedsrichter-aus-dem-rhein-lahn-kreis/

Zum Thema Schiedsrichter-Streik der Amateur-Schiedsrichter zum 15. Mai 2022 kam aber wirklich „prompt“ eine Stellungnahme. Von wegen der DFB distanziert sich vom Streik. Legt aber nichts vor, wie es weiter gehen soll. Wieder langes Schweigen.

Stellungnahmen, wie es denn im Schiedsrichterwesen, welches am Brunnenboden liegt, mit knapp nur noch 44.000 Schiedsrichtern weiter gehen soll, oder Warnhinweise zu einer blöden Pfeife und Deeskalationsschulungen für Schiedsrichter bleiben aus. Mehr Kritik würde den Artikel sprengen.

Junge, Junge, das DFB-Schiedsrichterwesen steht vor dem Gau. Das alte System alles ausschweigen tut es nicht mehr. Wann merkt das mal jemand?

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Anonym

    Ganz im Ernst.. wer jetzt noch glaubt der Schiedsrichter sei das unschuldige Opfer, dem ist nicht mehr zu helfen. 30 cm!!! Ich glaube es hackt!!
    Dann heult der noch rum und sucht die Schuld bei anderen. Ein Kind im Erwachsenenkörper!! Peinlich!!

    1. Anton Dinslaken

      Meine Intention in dem Artikel war es darzustellen, dass wir Schiedsrichter über die Gefahr bei einer Pfeife bis dato nicht informiert und geschult wurden. Dem Schiedsrichter und auch dem Spieler, die in der Presse unterschiedlich bewertet wurden, soll erst mal kein Vorwurf gemacht werden. Mir selbst wurde aus dieser unterschiedlichen Berichterstattung erst mal deutlich, dass Pfeifen aus nächster Entfernung eine Gesundheitsgefahr ist. Das war mir vorher selbst nicht klar. Den Spieler hat die Berichterstattung mental sehr belastet, sodass wir das Thema in der IG Schiedsrichter aufgenommen haben. Zwecks Aufklärung und Warnung. Den Rest haben jetzt hoffentlich die Verbandsschiedsrichter Ausschüsse bzw. der DFB zu erledigen, als dass im Umaang mit der Pfeife geschult und gewarnt wird..

  2. Couchschiedsrichter

    Endlich mal ein Artikel hier, den man nur loben kann und der hinsichtlich des Schiedsrichterverhaltens auch mal ein bisschen selbstreflektiert daherkommt.
    Sicherlich darf oder besser gesagt muss auf Lehrgängen auch gelehrt werden, dass man einem Spieler nicht aus nächster Nähe ins Ohr pfeiffen darf.
    Als mit gesundem Menschenverstand begabter Mensch darf man sich sowas allerdings auch durch selber kommen.
    In dem Sitzungsprotokoll liest man so zwischen den Zeilen, dass eine solcher Pfiff in das Ohr eines Spielers offenbar durchaus ab und an auch als Diszipinarmittel von Schiedsrichtern eingesetzt wird.
    Das geht spätestend nach diesem Vorfall überhaupt nicht. und sollte auch so gelehrt werden.

    Nur meine Meinung,

    der Couchschiedsrichter

    1. Anton Dinslaken

      Natürlich ist überall, auch auf den Sportplätzen, der gesunde Menschenverstand gefragt. Mir war als Schiedsrichter vor der Artikel Recherche selbst nicht bewusst, dass eine Pfeife so laut ist.
      Beim Thema Gewalt gegen Schiedsrichter ist das Verhalten des Schiedsrichters bei einer Spielertraube interessant.
      Und jetzt aktueller denn je, das Rein Pfeifen in eine solche Spielertraube.
      Das Deeskalations Training wird seit 3 Jahren versprochen und der Fall des lauten Pfiffs ist dito so lange bekannt.
      Zu reklamieren ist, das die Schiedsrichter nicht offiziell informiert werden.

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